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Wie ich zusammen mit Marie Kondo meine Beziehungen sortiere

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8. April 2021

Endlich ist der Frühling da und er setzt in jedem Jahr bei mir einen regelrechten Energieschub frei. Die ersten Sonnenstrahlen wecken bei mir das dringende Bedürfnis, die eigenen vier Wände auf Hochglanz zu bringen. Das gründliche Putzen, Wischen und Saugen macht nicht nur etwas mit meiner Umgebung, nein, es hat auch eine wohltuende Wirkung auf die menschliche Psyche. Das behaupten jedenfalls Forscher der Universität London:

Wer wenigstens einmal in der Woche putzt, senkt das Risiko,
an Depressionen zu erkranken, um bis zu 20 Prozent.

Na, das nenn ich mal eine richtige Motivation!

Bei all dem Putzen und Aufräumen vergessen wir jedoch oft das innere Reinemachen und Aussortieren. Während Abstauben und Wischen relativ automatisch von der Hand gehen – und man dabei im besten Fall sogar in einen meditativen Flow gerät – erfordert Aufräumen und besonders das Ausssortieren wesentlich mehr Konzentration und Energie. In diesem Jahr habe ich mir eine ganz besondere Unterstützung dazu geholt – die japanische Aufräum-Queen Marie Kondo, die Königin der Ordnung!

Mit ihrer „KonMari“-Methode hat sie weltweit den Menschen das Aussortieren und die Konzentration auf das Wesentliche nähergebracht. Ihr Motto: Alles, was nicht glücklich macht, wird aussortiert. Und es hat für mich bestens funktioniert. Zuerst bei meinem Kleiderschrank und dann auch noch in ganz anderen Bereichen.

Eher zufällig entdeckte ich Marie Kondo und ihr Ordnungsprinzip auch auf Netflix. Schon seit 2019 kann man der zierlichen Japanerin dabei zusehen, wie sie die Häuser der Menschen entrümpelt. Was mir einfach unheimlich gut an ihrer Methode gefällt, ist, dass sie jedem Gegenstand mit Wertschätzung entgegentritt. Für sie hat jedes Ding einen bestimmten Wert, trotzdem darf man sich von ihm ohne schlechtes Gewissen verabschieden.

Nämlich immer dann, wenn die Antwort auf die Frage „Macht es dir Freude?“ „Nein“ lautet. Ich konnte mich damit sogar von vielen Büchern trennen, die ich bisher klammheimlich immer doch wieder ins Bücherregal gestellt habe, nachdem ich sie schon aussortiert hatte… Nachdem ich mich mit Marie Kondos Hilfe von vielen wirklich hartnäckigen Fällen getrennt hatte, machte ich eine erhellende Entdeckung:

Mit Marie Kondos Methode befreie ich mich auch von Beziehungen
und Verpflichtungen, die mir nicht guttun.

Auch hier ist die entscheidende Frage: „Does ist spark joy – macht es dir Freude?“ – Was zählt ist, ob uns etwas glücklich macht und das gilt eben auch für Personen oder Termine in meinem Leben. (Toxische Paarbeziehungen: https://frauenakademie-luzern.ch/2021/lebst-du-in-einer-destruktiven-beziehung/) Es geht dabei nicht darum, offensiv und knallhart vorzugehen und jemandem mit harten Worten die Freundschaft zu kündigen.

Oft ist auch gar nichts Schlimmes vorgefallen. Wir haben manchmal einfach das Gefühl, dass die Beziehung oder Freundschaft nicht mehr so richtig zu uns passt. Vielleicht ist man ein langes Stück des Lebensweges gemeinsam gegangen, aber irgendwann kommt man an die Weggabelung, wo der eine nach links und der andere nach rechts abbiegt. Vielleicht begegnet man sich auch später mal wieder, aber für’s Erste trennen sich eben die Wege.

Es ist fast wie mit einem alten Kleidungsstück: Es passt mir schon lange nicht mehr, aber ich verbinde immer noch so schöne Erinnerungen damit. Vielleicht passt es ja auch mal wieder, ich muss nur abwarten. Aber seien wir ehrlich. Wir wissen doch, dass es für Abwarten und Verstehen oft nur den Trostpreis im Leben gibt!

Darf man Freunde aussortieren wie ein altes Kleidungsstück?

Ich finde „Ja, man darf“. Mit zunehmendem Alter wird die Zeit, die uns zur Verfügung steht, immer kostbarer. Wir allein haben die Freiheit zu entscheiden, mit wem oder was wir unsere begrenzte Zeit verbringen. Man sollte ehrlich zu sich sein und sich überlegen, wie die persönlichen Beziehungen aussehen sollen. Wir müssen nicht jeden Menschen lieben oder von jedem geliebt werden.

Vielleicht fällt das manchem schwer, denn das innere Kind in uns möchte einfach anerkannt, wahrgenommen und vor allem von jedem geliebt werden. Folgende Fragen können dir die Entscheidung erleichtern, wenn du deinen Freundeskreis genauer unter die Lupe nehmen möchtest:

  • Fühle ich mich gut in der Gegenwart dieses Menschen?
  • Zeigt er Interesse an mir und meinem Leben?
  • Kann ich mich auf ihn verlassen?
  • Melde ich mich freiwillig oder unter Zwang bei ihm?
  • Passen unsere Interessen und Lebenseinstellungen zueinander?

Man kann auch eine Liste mit Namen anfertigen und entscheiden, wenn man davon unbedingt auch weiterhin in seinem Leben haben möchte. Es kann natürlich passieren, dass man beim Durchgehen der Liste plötzlich Namen entdeckt, die man schon fast vergessen hatte und man beschliesst, sich bei demjenigen mal wieder zu melden.

So oder so, ist diese Art der Bestandsaufnahme ein nützliches Mittel! Ähnlich kann man bei anderen Verpflichtungen und Terminen vorgehen. Nimm sie wahr, wenn du wirklich Lust darauf hast. Ansonsten lass es!

Kleiner Zusatz für die Mutigen:

Zum KonMari-Prinzip gehört es auch, dass man sich von den Dingen oder Personen, die man aus seinem Leben entfernt, wertschätzend verabschiedet und sich bei ihnen für die gemeinsame Zeit bedankt. Gelingt bei Gegenständen natürlich leichter! Aber eigentlich zeugt es von Grösse, wenn man es auch bei den „ausssortierten“ Freunden so macht. Hat euch jemand über längere Zeit begleitet, kann man ruhig erklären, dass man sich in eine andere Richtung entwickelt oder nun andere Interessen hat.

Und was geschieht mit den „Übriggebliebenen“?

Wer in deinem Leben bleiben darf, der sollte dann auch mehr Platz bekommen. Dieser Raum kann dann entstehen, wenn andere Räume frei werden. Wenn wir uns von Menschen verabschieden, die keinen richtigen Platz mehr in unserem Leben hatten, kann man sich viel mehr um die anderen kümmern. Und das verdienen echte Freunde!

Wenn du immer noch ein bisschen vor der letzten Konsequenz zurückschreckst, möchte ich dir noch einen Gedanken mit auf den Weg geben:

Genau das Gleiche geschieht dann auch in dem Leben der Menschen, von denen wir uns trennen: Vielleicht tun wir auch ihnen einen Gefallen mit unserem bewussten und mutigen Schritt. Denn mit meinem Rückzug gebe ich auch in ihrem Leben einen Platz frei, über den sich ein Anderer sicher mehr freut.

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