Liebe kann das Paradies sein. Eine erfüllte und glückliche Partnerschaft tut beiden Partnern gut – und man tut selbst alles dafür, dass es dem Partner gut geht. Das sieht in destruktiven Beziehungen, oftmals auch „toxisch“ genannt, völlig anders aus. Obwohl, der Übergang ist oft schleichend, so dass man es lange Zeit gar nicht unbedingt bemerkt, dass die Beziehung regelrecht Gift für die Psyche und Gesundheit ist.
Auch toxische Beziehung beginnen am Anfang meistens im Himmel und voller Liebe. Wichtig ist es hier klar zu machen, dass es die toxische Beziehung nicht gibt. Destruktive Beziehungen können ganz unterschiedliche Gesichter haben. Deshalb ist es manchmal auch so schwer, sie zu erkennen. Weil auch diese Beziehung zunächst wunderschön begonnen hat, machen wir die zunehmend unerfreulichen Spielchen auch (oft) lange Zeit mit. Immer auch mit der Hoffnung, dass es wieder so harmonisch wird wie am Anfang.
Oft bemerkt sogar die Umwelt zuerst, dass etwas in einer Partnerschaft nicht stimmt. Als Aussenstehender denkt man vielleicht: „Warum macht sie das mit? Warum verlässt sie ihn nicht einfach?“ Aber die richtigen Konsequenzen zu ziehen, ist eben alles andere als leicht. Warum ist das so? Das Problem besteht darin, dass nicht der „toxische“ Partner als Ursache erkennbar ist, sondern man selbst. Der toxische Partner vermittelt uns das Gefühl, wir seien schuld an der Situation. Er ruft ständig Schuldgefühle in uns wach, gibt uns das Gefühl, wir verhielten uns falsch. Die Abhängigkeit zu ihm führt schliesslich dazu, dass wir alles dafür tun, seine Anerkennung oder eine liebevolle Reaktion zu gewinnen.
Wir werden regelrecht abhängig, passiv, erdulden das destruktive Verhalten und sind nicht in der Lage, diesen Partner so schnell wie möglich zu verlassen.
Woran erkennt man eine toxische Beziehung?
Zunächst einmal ist es wirklich wichtig, dass du versuchst, ehrlich zu dir selbst zu sein. Ist die Beziehung zu deinem Partner ein Gewinn für dein Leben oder eine dauerhafte Belastung? Fühlst du dich wohl mit ihm oder raubt dir die Partnerschaft deine Kräfte und dein Selbstwertgefühl? Schränkt sie dich ein und tust du Dinge, die du im Grunde nicht tun willst? Wenn das so ist, ist es wirklich an der Zeit, die Beziehung auf den Prüfstand zu heben. (Beziehungen ausmisten Teil 1: https://frauenakademie-luzern.ch/2021/wie-ich-zusammen-mit-marie-kondo-meine-beziehungen-sortiere/)
Es gibt viele Anzeichen für eine toxische Beziehung. Vielleicht hast du sie selbst schon bemerkt:
1. Du fühlst dich minderwertig
Du kannst dich regelrecht auf den Kopf stellen und es ist immer noch nicht genug. Dein Partner macht dir ständig (grundlose) Vorwürfe und du weisst schon nicht mehr, was du überhaupt noch tun kannst, damit er endlich zufrieden ist. Vielleicht fühlst du dich seinen Launen auch ausgeliefert. Eigentlich weisst du gar nicht so genau, was er will. Er selbst vielleicht auch nicht. Eins gibt er dir aber immer zu verstehen: Du alleine bist schuld an dem ganzen Unglück!
2. Er reagiert unberechenbar
Du bist einfach immer unsicher, wie er gerade drauf ist und reagiert. Manchmal ist er sogar richtig nett und aufmerksam zu dir, aber im nächsten Moment rastet er völlig aus und verletzt dich mit irgendwelchen Vorwürfen und Anschuldigungen. Du fühlst dich sehr unsicher, weil du seine Gefühlsschwankungen absolut nicht voraussagen und erklären kannst.
3. Du bist dir seiner Liebe nicht sicher
Dein Partner kann richtig liebevoll und nett zu dir sein, leider aber nur phasenweise. Fast hast du das Gefühl, er spielt mit dir und deiner Liebe. Du tust alles dafür, dass er zufrieden ist und dich liebevoll behandelt. Du bleibst bei ihm, weil es am Anfang doch soooooo schön war. Aber du bemerkst vielleicht auch, dass die Abstände zwischen den furchtbaren Zuständen immer kürzer werden.
4. Gespräche enden immer im Streit
Du hast dir vorgenommen, im Guten und mit viel Verständnis mit ihm über eure Probleme zu sprechen. Aber dazu kommt es erst gar nicht, er will dich nämlich nicht verstehen. Irgendwie hast du das Gefühl, dass er mit Absicht alles falsch versteht und dir deine Worte im Mund herumdreht. (Gelingende Kommunikation: https://frauenakademie-luzern.ch/2021/wie-gelingt-kommunikation/) Und am Ende schafft er es wieder einmal, dir den „Schwarzen Peter“ zuzuschieben.
5. Er isoliert dich von deinen anderen Bekannten
Vielleicht haben dich deine Bekannte oder Familienmitglieder bereits auf deine Beziehung angesprochen und dir gesagt, dass sie sich um dich sorgen. Du weisst inzwischen manchmal schon nicht mehr, wie du reagieren sollst, obwohl du eigentlich weisst, dass sie es gut mit dir meinen. Dein Partner hat allerdings an jedem aus deinem Bekannten- und Familienkreis etwas auszusetzen. Oft verteidigst du ihn sogar, weil du denkst, die anderen kennen und verstehen ihn einfach nicht richtig. Manchmal kritisiert er dich sogar vor den anderen, und du tust so, als wäre das überhaupt nicht schlimm oder suchst schnell nach einer Entschuldigung.
Warum verhält sich der toxische Partner so?
Bei der Beantwortung dieser Frage spielen beide Partner eine Rolle. Toxische Menschen haben in erster Linie ein Problem mit sich selbst. Sie können mit ihren Gefühlen, Ängsten und Emotionen nicht angemessen umgehen und versuchen ihr eigenes Unvermögen – und auch die Wut und den Frust darüber – auf den anderen Partner abzuwälzen. Diese Menschen suchen sich bewusst und gezielt einen Partner aus, den sie so behandeln und manipulieren können, wie du es in deiner Partnerschaft erlebst. Deshalb überlege gut, warum du dieses destruktive Verhalten deines Partners zulässt.
Man wird nur so behandelt, wie man es auch zulässt.
Wie ist es mit deiner Wertschätzung und deinem Respekt dir gegenüber bestellt? Es gibt keinen Grund zur Selbstanklage. Jeder Mensch sucht nach Liebe und Zugehörigkeit und tut ziemlich viel dafür, dass es gut läuft und man das auch bekommt. Du bist in einen Prozess geraten, den man selbst einfach nur sehr schwer durchbrechen kann. Wenn du das Gefühl hast, dass du dich nicht alleine aus der Beziehung lösen kannst, suche dir Hilfe. Es muss nicht jemand aus dem Familien- und Freundeskreis sein, sonders es gibt auch neutrale Beratungsstellen, Therapeuten oder Selbsthilfegruppen im Internet. Stelle dich nicht länger schützend vor deinen Partner, sondern achte auch deine eigenen Bedürfnisse und suche das offene Gespräch über deine Probleme.
Nachfolgend gebe ich noch zwei Lesetipps, zu dem Thema „Toxische Beziehungen“ gibt es inzwischen sehr viel Literatur.
Aurora Sandner: Toxische Beziehungen – Wenn Liebe krank macht: Wie Sie Narzissmus in Beziehungen erkennen, loslassen, richtig handeln und endlich wieder selbstbestimmt leben können.
Silke Gronwald: Genug ist Genug: Narzissmus, Egozentrik und emotionaler Missbrauch: Wie toxische Beziehungen entstehen – und wie Sie sich daraus lösen können. Ten Talks, Band 1.
0 Kommentare