Frauen und Corona – wie geht’s jetzt weiter?

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Frauen und Corona – wie geht’s jetzt weiter?

«Die Krise macht uns alle gleich», «Wir sitzen alle im gleichen Boot» – das sind Aussagen, mit denen sich manch einer (oder eine) in dieser herausfordernden Zeit noch zu trösten versucht. Aber stimmen diese Sätze überhaupt? Ich meine nicht. In der momentanen Situation sitzen wir Frauen besonders tief in der Belastungsfalle.

Schulschliessungen, Homeschooling, Kontaktverbote, Homeoffice und vieles mehr stellen Frauen, Männer und Familien vor grosse Herausforderungen. Auf den Schultern von Frauen und Männern liegen nun zusätzliche Aufgaben – neben normaler Berufstätigkeit und Haushaltsführung – die irgendwie, unter erschwerten Bedingungen auch noch geschafft werden müssen.

Es gibt zunehmend Untersuchungen, in denen festgestellt wird, dass diese Belastungen aufgrund der Corona-Pandemie vor allem auf den Schultern der Frauen liegen. Das geht beispielsweise aus einer Umfrage der deutschen Bertelsmann-Stiftung in Gütersloh hervor, aber auch das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Mann und Frau in der Schweiz bestätigt diese Erkenntnis.

«So erschöpfte Frauen hab ich in den
letzten zwanzig Jahren noch nicht gesehen.»

(Elisabeth Grochtmann, Leiterin Mutter-Kind-
Kurklinik «Stella Maris» in Kühlungsborn)

Die Verteilung der Aufgaben daheim erfolgt in Zeiten von Corona hauptsächlich nach den klassischen Rollenbildern von Mann und Frau – die man eigentlich längst überholt glaubte.
Fast 70 Prozent der befragten Frauen gaben in der Bertelsmann-Umfrage an, dass sie für die Erledigung der Hausarbeit zuständig seien. Dagegen behaupteten nur elf Prozent der Männer das Gleiche von sich. Ähnlich verhält es sich bei der Kinderbetreuung und dem Homeschooling.

Überraschend ist dabei auch die unterschiedliche Wahrnehmung von Frauen und Männern: Obwohl den Männern durchaus auffällt, dass ihre Partnerinnen wesentlich mehr Arbeit zu Hause leisten, sind zwei Drittel der männlichen Befragten der Ansicht, die Aufgaben seien gerecht verteilt. Fast die Hälfte der Frauen fühlt sich dagegen an ihre körperliche, psychische und emotionale Grenze gebracht.

Frauen fallen in der Corona-Krise wieder in das Rollenmodell der 50er Jahre zurück.

Mühsam aufgebaute Hilfsstrukturen, die sich Frauen konstruiert haben, um ein gleichberechtigtes Leben führen zu können und Vollzeit zu arbeiten – wie Kita, Tagesbetreuung, Grosseltern, Haushaltshilfe etc. – sind vollständig weggebrochen. Und aus diesem Grund fallen Managerinnen, Wissenschaftlerinnen, Juristinnen, aber auch überhaupt alle berufstätigen Frauen unverschuldet in alte Rollenmuster.

Natürlich gibt es auch Männer, die alles dafür tun, damit das Familienleben aufrecht erhalten wird. Aber sobald Kinder und dazugehörige Aufgaben im Spiel sind, ist es schnell vorbei mit der Gleichberechtigung. Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern ist eben nur ernst gemeint, wenn die Gesellschaft bereit ist, genügend unterstützende Strukturen zu schaffen. Die Pandemie zeigt jetzt erschreckend deutlich, dass in diesem Bereich noch längst nicht genug unternommen worden ist.

Und noch etwas wird deutlich: Ohne Frauen läuft nichts!

Frauen stellen auch den Grossteil der Beschäftigten in der Pflege, in der Seniorenbetreuung, in Krankenhäusern und in anderen «systemrelevanten» Berufen. Vielleicht ist das so, weil Frauen Weltmeisterinnen darin sind, ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen und oft «Ja» sagen, wenn sie «Nein» meinen? Diese Krise, die uns jetzt fast ein Jahr lang an die Grenzen der Belastbarkeit bringt, zeigt den Stellenwert der Frau in und für die Gesellschaft sehr deutlich – und lässt uns eigentlich vollkommen selbstverständliche Forderungen erheben:

  • Frauen müssen für ihre Arbeit angemessen und gleichwertig bezahlt werden.
  • Frauen und Männer sollten sich gleichermassen um Kinder und Haushalt kümmern.
  • Frauen sollten in ihrem oft unauffälligen Tun endlich ausreichende Wertschätzung erhalten.

Das Erfüllen dieser Bedingungen erfordert strukturelle Änderungen in der Gesellschaft.

Nie war die Notwendigkeit für Neuerungen so offensichtlich wie jetzt –
nutzen wir die Gelegenheit, längst fällige Absichtserklärungen
jetzt endlich umzusetzen!

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