Roter Lippenstift betont den Mund

Roter Lippenstift: 5 Gründe, warum Frau ihn viel öfter tragen sollte

Heute, am 29. Juli, dem Tag des Lippenstiftes, möchte ich endlich mit einem Gerücht aufräumen: Roter Lippenstift ist nicht einfach nur Farbe. Er ist viel mehr – ein Code, ein politisches Statement und eine Kampfansage: Wer ihn trägt, mit dem muss gerechnet werden! Denn Farben haben grossen Einfluss auf uns und auf unsere Psyche.

Lipstick Feminism oder wie ich mich an roten Lippenstift herantraute

Roter Lippenstift hat mich immer schon magisch angezogen. Schon als ziemlich kleines Mädchen. Denn wenn meine Mutter sich die Lippen rot nachzog, spürte ich, dass etwas Besonderes in der Luft lag. Nicht so beim Augenbrauenstift oder der schwarzen Wimperntusche. Natürlich hatte der rote Lippenstift im Alltag keinen Platz, in den 70er Jahren. Frau trug ihn zu besonderen Anlässen oder zum Ausgehen. Denn die gesellschaftliche Bewertung war wichtig. Frau wollte natürlich als seriös gelten,.

Als ich mit ungefähr 12 Jahren einmal alleine zu Hause war, war die grosse Stunde gekommen. Gelangweilt schaute ich in die Schminkschublade meiner Mutter und entdeckte ihn – in der Nuance „Red Door“ von Elizabeth Arden. Knallrot mit intensivem Geruch. Beides sehr aufregend für mich.

Lippenstift hat eine magische Wirkung!

Der grell geschminkte Mund, den ich dann im Spiegel erblickte, erschreckte mich zutiefst. Schnell wieder herunter mit der Farbe!

Roter Lippenstift ist nichts für kleine Mädchen, sondern für Frauen, die wirklich etwas wollen.

Das lernte ich an diesem Nachmittag – und traute mich für Jahrzehnte eher an harmlose Rosé-Nuancen. Besser nicht auffallen und sich nicht angreifbar machen!

Die männliche Angst vor der roten Magie

Industriell gefertigte Lippenstifte gibt es seit ungefähr 150 Jahren. Aber schon seit Jahrtausenden wussten die Frauen um die starke Wirkung roter Lippen auf das männliche Geschlecht. Frauen erfanden und tauschten Rezepte für färbende Pasten, die den Lippen den begehrten Rotton verliehen, schon im alten Ägypten. Sehr zum Missfallen bei den Hütern von Sitte und Moral. So schrieb das Hannoversche Intelligenzblatt um 1770, das „Anlegen der rothen Schönfarbe“ befördere die natürliche Neigung des Weibes zum Lasterhaften und zur Masslosigkeit.

Männer, nehmt euch in Acht!

Auch in der Literatur trugen tugendhafte Frauen allerhöchstens zart getönte Rosenlippen. Ein Trend („Nude Look“), der auch heute wieder Einzug in die Kosmetikwelt hält – und dessen Konzept mir absolut schleierhaft ist. Geschminkt sein, aber nicht so aussehen? Warum dann den ganzen Aufwand betreiben? Es scheint mir, dass Frauen auch heute noch viel zu oft darüber nachdenken, wie sie aussehen und wie das auf andere wirken könnte.

Machen Männer tendenziell eher nicht.

Roter Lippenstift im Beruf oder in der Geschäftswelt – in der strenge und unauffällige Dresscodes gelten – macht eine deutliche Ansage:

Inmitten dunkelblauer, dunkelgrauer oder schwarzer Einheitskleidung ist er ein klares Bekenntnis zu Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.

Roter Lippenstift im Büro – nicht immer gerne gesehen!

Eine Frau, die mit einem klaren und kräftigen Rot auf den Lippen zu einem Business Meeting erscheint, traut sich was. Und das ist gut so.

Sie zeigt damit, dass sie keine Angst hat aufzufallen – und sie hat auch keine Angst davor, mit dem Etikett „schön, aber doof“ belegt zu werden.

Und das ist noch besser.

Roter Lippenstift stärkt das Selbstbewusstsein

In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts galt die Lippenstift tragende (und vielleicht sogar auch noch rauchende) Frau als Vamp, als „Männermörderin“.

Als klassisches Beispiel galt dafür die deutsch-amerikanische Schauspielerin und Sängerin Marlene Dietrich (1901-1992). Nicht nur die Art, sich zu schminken, sondern auch ihre Bühnengarderobe, waren für ihre Zeit skandalöse Gratwanderungen. Wie keine Zweite präsentierte sie stets auch den passenden Augenaufschlag zu diesem Gesamtkunstwerk.

Auch privat stand sie dem Glamour ihrer Leinwandauftritte in nichts nach und verband damit immer auch eine gewisse Autorität.

Dazu gehörte bei Marlene Dietrich selbstverständlich auch der rote Lippenstift.

Inzwischen verschwinden Trägerinnen der roten Lippenfarbe allerdings nicht mehr mit ihrer Pelzstola ins Berliner Nachtleben. Die heutige Lippenstiftträgerin ist politisch und sozial angekommen und präsentiert sich selbstbewusst.

Eine Umfrage der New York Post bei 460 Frauen ergab, dass Frauen mit roten Lippen heutzutage keinesfalls verrucht wirken. Jedenfalls nicht unter ihresgleichen. 91 Prozent fanden den Look auch für die Arbeit angemessen und 79 Prozent gaben an, dass Frauen mit rotem Lippenstift viel mehr gesundes Selbstbewusstsein ausstrahlen als ihre ungeschminkten Kolleginnen.

Roter Lippenstift – Booster für das Selbstbewusstsein?

Mehr Kompetenz durch mehr Farbe

Eine Studie der Harvard University belegt, dass Frauen, die ihre Augen dunkel und ihre Lippen rot schminken, im Job präsenter, zuverlässiger und kompetenter wirken. Die auffällige Farbe signalisiert „Hier bin ich! Ich verstecke mich nicht!“ – und wird trotzdem nicht als unangemessen wahrgenommen.

Natürlich muss keine Frau roten Lippenstift im Berufsleben tragen. Aber diejenigen, die gerne würden und sich nicht trauen, die sollte man in ihren farblichen Vorlieben stärken. Auch bei der Wahl der Kleidung.

Ein – im wahrsten Sinne des Wortes – leuchtendes Vorbild ist für mich in diesem Zusammenhang die deutsche Unternehmerin, Autorin und Speakerin Tijen Onaran (Jahrgang 1985). Das „Manager Magazin“ wählte sie 2019 zu den einflussreichsten Frauen der deutschen Wirtschaft. Tijens Onarans Motto lautet entsprechend: „Nur wer sichtbar ist, findet auch statt.“

Mehr Geld dank roter Lippen?

Und da wir gerade bei den Studien sind: Laut einer Studie der französischen Université Bretagne-Sud bekommen Kellnerinnen mehr Trinkgeld, wenn sie roten Lippenstift tragen. Der Wirkungszusammenhang ist eindeutig: Rote Lippen sehen einfach gut aus und wer gut aussieht, bekommt mehr Geld – zumindest in der Gastronomie.

Wo wir wieder bei der Wirkung „dämonischer Frauen mit blutroten Lippen“ auf das männliche Geschlecht wären. Ebenfalls dokumentiert in dem literarischen Gedicht „The Ancient Mariner“ von Taylor Coleridge aus dem Jahr 1798.

Der Schiffsbesatzung erscheint auf hoher See eine Frauengestalt:

Her lips were red, her looks were free,

Her locks were yellow as gold:

Her skin was as white as leprosy,

The Night-mare LIFE-IN-DEATH was she,

Who thicks man’s blood with cold.

Huhu, keine zarten Rosenknospen-Lippen wie in den Romanen von Jane Austen, sondern ein entfesseltes Teufelswesen, das die Männer ins Verderben stösst!

Roter Lippenstift macht jung

Ok, bevor die literarische Phantasie ganz mit mir durchgeht (es gäbe noch viele literarische Beispiele über die Wirkung roter Lippen!), kommen wir zu einem weiteren wissenschaftlich ermittelten Grund, vielleicht öfter zum berühmten Knallroten zu greifen.

Denn roter Lippenstift hilft dir dabei, jünger auszusehen. Belegt durch eine Studien des Kosmetikkonzerns Chanel in Zusammenarbeit mit dem Gettysburg College in Pennsylvania /USA. Begründet wird das mit der Beobachtung, dass mit steigendem Alter die natürliche Lippenfarbe immer mehr abnimmt, die Gesichtshaut dagegen dunkler wird. Jugendliche Lippen wirken daher rötlicher, als die älterer Menschen. Demnach kann roter Lippenstift als das perfekte optische Anti-Aging-Mittel verwendet werden.

Wäre einen Versuch wert.

Lippenstift verschönert uns den Tag

Nicht nur die Farbe Rot, sondern Lippenstift im Allgemeinen. Oder überhaupt, etwas für sich zu tun und daran Freude zu haben.

Bei einer Umfrage der British Heart Foundation gaben 26 Prozent der interviewten Frauen an, dass Lippenstift ihre Stimmung erheblich verbessert.

Die meisten Lippenstifte werden übrigens an regnerischen und bewölkten Tagen verkauft. Dazu passt auch die Beobachtung, dass sich die Wirtschaftslage eines Landes auch an den Lippen der Frauen ablesen lässt. Bei schlechter Konjunktur oder drohender Depression werden mehr Beautyprodukte gekauft und kräftigere Lippenfarben getragen. Eine Erklärung dafür ist die Evolutionstheorie: In schlechten Zeiten geben sich Frauen besonders viel Mühe, schön und sexy zu wirken, weil sie (mehr oder weniger bewusst) fürchten, dass auch die guten Männer knapp werden.

Ob das stimmt, sei dahingestellt – wahr ist jedoch, dass Wirtschaftswissenschaftler sehr genau auf die Umsätze der großen Kosmetikkonzerne achten, um Konjunkturschwankungen besser voraussagen zu können.

Mit meiner kleinen Lippenstift-Psychologie bin ich nun fast am Ende. Der Lippenstift ist nur ein Accessoire und hat keine Bedeutung? Weit gefehlt.

Wer der Lippenstift-Psychologie oder dem Lipstick Feminism Glauben schenkt, der weiß, der kleine Freund in der Drehhülse verrät mehr über seine Trägerin als vermutet wird.

Und es gäbe noch so viel mehr über dieses wichtige Schönheits-Utensil zu berichten. Beispielsweise sagt auch die Form des Lippenstiftes sehr viel über die Psychologie der Verwenderin aus.

Platt, flötenförmig oder spitz – laut Lippenstift-Psychologie sagt die Form der Abnutzung des Drehstiftes viel über die Frau, die ihn trägt. 

Über diese Details werde ich dann vielleicht im nächsten Jahr berichten, beim nächsten „Tag des Lippenstiftes“.

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