Du bist nicht für das Glück anderer verantwortlich!

MOPS-Syndrom: Warum du nicht für das Glück von anderen verantwortlich bist

MOPS-Syndrom? Obwohl du den Ausdruck vielleicht gar nicht kennst, bin ich sicher, dass auch du davon betroffen bist: Kommen viele Freundinnen, Kolleginnnen und Familienmitglieder ständig zu dir, wenn sie Probleme haben? Bist du immer der rettende Anker in allen zwischenmenschlichen Katastrophen? Meistens bist du auch sofort zur Stelle, wenn man dich um Hilfe ruft. Aber ganz tief in deinem Inneren – wenn du ganz ehrlich bist – wird es sogar dir manchmal zuviel und du hättest diese Verantwortung lieber nicht. Klarer Fall – die Diagnose lautet MOPS-Syndrom!

Warum wir Menschen immer wieder in die Verantwortungs-Falle tappen

Sicherlich bist du jetzt schon ganz gespannt, was es mit diesem merkwürdigen Syndrom auf sich hat. MOPS-Syndrom? Nie gehört?

Die Auflösung ist ganz einfach: MOPS steht für die Anfangsbuchstaben in „Managing Other Peoples‘ Shit“ – frei übersetzt bedeutet das „sich um den Scheiss anderer Leute kümmern“. Ja, und da stehen wir gleich mitten im Thema. Obwohl wir manchmal sehr genau fühlen, dass es uns eigentlich zuviel wird, sich ständig mit den Problemen anderer Leute herum zu schlagen, können wir oft gar nicht anders.

Wir rennen sofort los, setzen alle Hebel in Bewegung, um behilflich zu sein und das Problem aus der Welt zu schaffen. Und das umso mehr, wenn es unsere engsten Angehörigen betrifft, Ehepartner, Eltern und Kinder.

Ein Blick in die evolutionäre Geschichte des Menschen macht deutlich, warum dieser Reflex durchaus seinen Sinn hatte (in der Steinzeit jedenfalls) und warum wir dieses Verhalten nicht zu einfach abstellen können. Denn wie bei so vielen unserer heutigen Verhaltensweisen, ging es auch bei der Hilfsbereitschaft zunächst um das Überleben. Wenn alle mithalfen, Gefahren abzuwenden und zu bekämpfen, konnten mehr Sippenmitglieder überleben, als wenn jeder auf sich allein gestellt wäre.

Für das Kümmern und Sorgen um unsere Lieben gibt es allerdings nicht nur soziale Gründe, sondern dieses Verhalten ist auch biologisch in uns angelegt. Wie die Neurowissenschaft in den letzten Jahren nachweisen konnte, sorgen Spiegelneuronen in unserem Gehirn dafür, dass wir die Gemütslage und die Stimmung unserer Mitmenschen nicht nur wahrnehmen können, sondern direkt auch mitfühlen. Unser Gegenüber muss gar nicht von seinen Gefühlen berichten, wir nehmen sie sofort wahr – sogar dann, wenn er fälschlicherweise behauptet, es gehe ihm gut.

Durch diese ganz spezielle Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen konnten Empathie und Mitgefühl überhaupt erst entstehen, wobei es sich mit dem Mitleid ein bisschen anders verhält. Viele Menschen verwenden Mitgefühl und Mitleid gleichbedeutend, obwohl zwischen diesen beiden Begriffen ein grosser Unterschied besteht.

Wir sollten aber unbedingt zwischen Mitgefühl und Mitleid unterscheiden: Mitgefühl bedeutet, ich sehe dich und dein Leid und biete dir meine Hilfe an. Mit Mitleid, d.h. wenn ich selbstquälendes Leid zulasse, ist keinem geholfen.

MOPS-Syndrom
Du bist nicht für das Glück anderer Menschen verantwortlich!

Warum wir uns schuldig fühlen, wenn wir nicht helfen

Zuerst einmal versuchen wir alle, Schuldgefühle erst gar nicht zu bekommen, denn sie fühlen sich nicht schön an. Sie quälen, bohren und verursachen sogar manchmal auch Angst vor Bestrafung. Will man alles nicht haben und eben auch nicht am MOPS-Syndrom leiden!

Warum entsteht dieses unbeliebte Gefühl dann immer wieder in uns?

Die Psychologin Helga Kernstock-Redl schreibt dazu:

Unser Gehirn ist darauf programmiert, permanent die Ursachen für die gegenwärtigen Umstände zu suchen, um daraus noch bessere Vorhersagen für die Zukunft zu berechnen. Es will ständig aus Fehlern lernen. Außerdem harmonisieren sich soziale Gemeinschaften über gemeinsame Gesetze und über eine Balance von Geben und Nehmen – Schuldgefühle helfen dabei.

Helga Kernstock-Redl

Besonders unangenehme Schuldgefühle verspüren wir, wenn wir gegen ein verinnerlichtes Gesetz verstossen haben. Wenn wir ganz gründlich in uns hineinspüren, kommen wir eigentlich immer auf tiefverwurzelte Gesetze, Glaubenssätze und Überzeugungen, die den Schuldgefühlen zu grunde liegen. Diese ganzen Verhaltensmassregeln haben wir seit unserer Geburt und in unserer kindlichen Sozialisation mit der Zeit übernommen und verinnerlicht.

Oft ist es sogar so, dass Kinder das Verhalten Erwachsener auf sich beziehen und sich schuldig fühlen, wenn der Erwachsene traurig, ärgerlich oder enttäuscht ist, obwohl die Ursache ganz woanders liegt. Viele Kinder meinen deshalb, dass sie dafür verantwortlich sind, dass es anderen Menschen gut geht, sie passen sich an, sind immer „artig“ und unterdrücken ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse.

Negative Gefühle haben ihren Sinn

Obwohl sie in unserer heutigen Gesellschaft – mit ihrem „Think-Positive-Wahn“ – nicht sehr beliebt sind.

Viele Menschen versuchen mit aller Kraft, negative Gefühle wie Trauer, Wut, Enttäuschung, Ärger, Angst und Neid in ihrem Leben zu vermeiden. Auch die sozialen Medien tragen dazu bei. Wer nicht so strahlend schön, erfolgreich und glücklich ist, gilt eben als Versager. Und wer will das schon?

Und – ob wir das wollen oder nicht – wir leben in einer Welt, die nach dem Prinzip der Dualität funktioniert. Es gibt gut und böse, Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit, Glück und Unglück. Das Gleiche trifft auch auf unsere Gefühle zu. Wirklich glücklich und erfüllter sind wir, wenn wir alle Gefühle zulassen und nicht krampfhaft versuchen, nur auf der sonnigen Seite zu stehen.

Warum schreibe ich jetzt soviel über den Sinn der negativen Gefühle?

Weil sie einfach dazugehören und wir sie nicht sofort wieder aus unserem Leben verbannen sollten.

Und weil der Mensch als soziales Wesen mit der Fähigkeit zur Empathie sich nicht nur mit seinen eigenen negativen Gefühlen befassen muss, sondern eben auch spürt, wenn es Menschen in seiner Umgebung nicht gut geht.

Aus diesem Grund versuchen wir, diese Gefühle auch beim anderen möglichst schnell wieder loszuwerden – durch sofortige Hilfe, Aufmunterung oder Ablenkung. Und schon liegt der Ball wieder bei dir!

Warum unsere gutgemeinte Hilfe auch schaden kann

Stell dir die Situation doch mal genau vor: Deine Freundin hat immer wieder Pech mit ihren Männerbekanntschaften. Zuerst sieht es immer so aus, als sei jetzt endlich Mr. Right in ihr Leben getreten, sie schwebt auf rosaroten Wolken. Aber nach einigen Wochen bekommt das zauberhafte Bild erste Risse und wenig später der übliche grosse Knall. Völlig aufgelöst und verzweifelt sucht sie deinen Trost.

Und was machst du? Fühlst dich zunächst richtig gut, weil du jetzt die Sache in die Hand nehmen kannst. Dabei brauchst du dich dann auch nicht um deine eigenen „Baustellen“ zu kümmern. Hier kannst du jetzt mal richtig anfassen und helfen. Gibst ihr vielleicht auch ganz viele gute Ratschläge.

Ich verrate dir jetzt mal etwas: Dieses Retter-Opfer-Rollenspiel tut euch beiden gar nicht gut!

Versteh mich bitte richtig: Es geht jetzt nicht darum, dass ich dich grundsätzlich davon abhalten möchte, deine Freundin zu trösten und zu unterstützen.

Wenn du aber immer wieder die Funktion des Retters übernimmst, machst du damit deine Freundin zum Opfer, das nicht in der Lage ist, die eigenen Probleme selbst zu lösen. Du selbst machst ihre Probleme zu deinen Herausforderungen, anstatt sie bei deiner Freundin zu lassen.

Es ist sehr wichtig, sich das eigene Reaktionsmuster bewusst zu machen. Denn wenn du anderen immer sofort hilfreich zur Seite springst, nimmst du ihnen damit die Möglichkeit, selbst zu wachsen und zu entdecken, welche Möglichkeiten und Fähigkeiten in ihm stecken. Das gilt ganz besonders auch in der Kindererziehung.

Und noch ein Wort zu den Rat-schlägen, mit Betonung auf „schläge“. Oder anders formuliert: Gut gemeint ist nicht automatisch gut gemacht!

Denn du nimmst die Situation auf eine ganz andere Weise wahr als deine Freundin: Vielleicht sieht sie die Gründe für die Trennung nur beim Partner, du dagegen denkst insgeheim: „An seiner Stelle wäre ich schon längst gegangen…“.

Ich weiss, das klingt vielleicht gemein. Was ich damit sagen will, ist, dass wir alle die äussere Welt durch unsere ganz persönlichen Filter wahrnehmen. Dieser Filter bildet sich durch Erlebnisse und Erfahrungen, Bewertungen, Überzeugungen, Glaubenssätze – und die sind bei jedem Menschen sehr unterschiedlich.

Mit einem Ratschlag, der dir als völlig angemessen und logisch erscheint, kann deine Freundin vielleicht überhaupt nichts anfangen, weil sie die Welt durch einen ganz anderen Filter betrachtet. Es ist also überhaupt nicht sinnvoll, wenn du jemandem deine persönliche Sichtweise aufzwingen willst.

Was kannst du nun also tun?

Wie kannst du aus der Verantwortungs-Falle aussteigen?

Ganz spontan möchte ich dir antworten: Die Verantwortung beim anderen lassen.

Das heisst, dass du ihn eben nicht zum Opfer machst – und dich zum Retter – sondern die Verantwortung und das Handlungspotenzial beim anderen lässt.

Viel besser und lösungsorientierter helfen kannst du, indem du den anderen fragst, was er von dir braucht oder in welcher Weise du ihm behilflich sein kannst.

Vielleicht will sich dein Gegenüber auch einfach nur mal alles von der Seele reden und so richtig ausweinen, aber eigentlich nicht unbedingt etwas zur Lösung seines Problems unternehmen.

Auch in diesem Fall besteht das Zauberrezept darin zu fragen. Und zwar nur eine einzige, ganz bestimmte Frage:

„Was bist du bereit dafür zu tun, damit es dir besser geht?“

Das ist eigentlich nur ein kleiner Wechsel in der Perspektive, aber damit beendest du das Retter-Opfer-Rollenspiel. Und die Antworten, die dann kommen, sind sehr aufschlussreich. Aber darüber schreibe ich bei Gelegenheit in einem anderen Beitrag 😉

Schau genau hin, was die Situation und das Problem der anderen mit dir macht. Welchen Glaubenssatz berührt es in dir? Stimmt dieser Glaubenssatz überhaupt, willst du weiterhin dein Leben danach ausrichten? Oder möchtest du dich von ihm lösen? Und ihn durch einen neuen Glaubenssatz ersetzen, der für dich und dein Leben stimmt?

Das Erkennen und Bearbeiten negativer Glaubenssätze ist übrigens ein ganz häufiges Thema, mit dem sehr viele Frauen zu mir ins Coaching kommen.

Und das richtig Fiese an diesen Glaubenssätzen ist, dass sie meistens so tief vergraben und unbewusst sind, dass man ihnen selbst oft nur sehr schwer auf die Schliche kommt. Aber wenn man sie dann identifiziert hat, so hat diese Erkenntnis eine unglaublich befreiende Wirkung. Wenn du möchtest, bin ich dir gerne dabei behilflich, deine Glaubenssätze aufzuspüren, die dich behindern und dich davon abhalten, ein freies und glückliches Leben nach deiner Vorstellung zu führen. Vereinbare einfach ein unverbindliches Gespräch mit mir und erzähle mir, ob du immer wieder in die Verantwortungsfalle tappst oder welche Überzeugungen dir das Leben schwer machen.

Abschliessend möchte ich dir versichern: Wenn du diese Dinge beherzigst, dann hat das MOPS-Syndrom bei dir keine Chance.

Denn wenn du eine Verantwortung hast, dann einzig und allein dir und deinem Glück gegenüber!

Als erfahrene Coachin und Mentaltrainerin ist es mir ein grosses Anliegen, Mädchen und Frauen bei der Suche nach dem richtigen Lebensweg zu unterstützen. Damit du erkennst, was du wirklich willst – vom und im Leben. Ich bin an deiner Seite bei Veränderungsprozessen und in akuten Krisenzeiten. Ich zeige dir den Weg, wenn “Weiter so wie bisher” für dich keine Option ist.

Vielleicht hast du auch eine ganz konkrete Frage oder möchtest eine Veränderung in deinem Leben jetzt wirklich angehen? Dann buche ein unverbindliches Kennenlerngespräch mit mir, erzähle mir deine Lebensgeschichte und wir schauen gemeinsam, wie ich dir behilflich sein kann.

Und ein allerletzter Tipp: Wenn du deinen Gefühlen auf die Spur kommen und gleichzeitig lernen möchtest, mit negativen oder besonders herausfordernden Gefühlen besser umzugehen, dann empfehle ich dir mein Buch: „Leben! Was sonst? Gedanken und Emotionen zum Besserfühlen und Glücklichmachen“. Als zusätzliches „Zückerchen“ erhältst du beim Kauf des Buches einen Link zu meinem kostenlosen Online-Kurs „Emotional Empowered – Einführung in die Emotionale Selbstregulation“.

Das Buch ist hier, in allen Buchhandlungen oder – mit meiner persönlichen Widmung – zum Preis von CHF/Euro 15.- in der Frauenakademie zu erhalten.

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